Was will ich als Person, Steuerberaterin und Unternehmerin bewirken?

von Monika Wyrobisch | veröffentlicht am 24.05.2023 | aktualisiert am 30.09.2023

Die diesjährige Blogchallenge von Judith Peters hatte es in sich: #BlogYourPurpose. Eine interessante Herausforderung, denn der Blogbeitrag als Antwort auf die Frage „Was ist meine Bestimmung?“ sollte in nur 4 Tagen erdacht, geschrieben, bebildert und veröffentlicht werden.

Der Titel des Beitrages hat sich gestern durch Judith etwas verschoben, daher habe ich die Headline noch einmal angepasst: „Was will ich als Person, Steuerberaterin und Unternehmerin bewirken?“. Außerdem habe ich den Blogbeitrag noch um ein paar Aspekte, die ich zuvor aus Zeitmangel unerwähnt gelassen hatte, ergänzt.

Wie finde ich nun also die Antwort auf eine so gewichtige Frage, die sich mit jeder neuen Erfahrung im Leben neu ausrichtet?

Lithografie als Metapher für das Leben

Wie gut, dass es das Leben, der Zufall oder eine übergeordnete Instanz gerade in den letzten 15 Monaten wahrlich gut mit mir zu meinen scheint:

Seit Anfang 2022 hält es eine Reihe grenzwertiger Erfahrungen, beeindruckender Begegnungen und denkwürdiger Ereignisse für mich bereit. Diese gaben und geben mir wieder einmal mehr Gelegenheit, über meine Interessen, Werte, Stärken und Leidenschaften, aber auch über die eigenen Grenzen und Unzulänglichkeiten nachzudenken.

Im Sommer letzten Jahres habe ich in einem Gespräch die Lithografie als Metapher für das Leben gewählt und ich glaube, dieser Vergleich passt immer noch sehr gut. Das in der Regel vielfarbige Druckwerk entsteht durch ein vielschichtiges Zusammenspiel von Zeichnung, Material und Druck bzw. Presse und so verstehe ich auch mein Leben als ein Zusammenspiel aus gemachten Erfahrungen und deren emotionaler und geistiger Wahrnehmung.

Das Ausprobieren verschiedener Dinge, die Annahme neuer Herausforderungen, die Entdeckung neuer Interessensgebiete und eine erwartungsfreie Herangehensweise an Menschen mit ihren jeweiligen Fragen und Hintergründen führen zu sehr unterschiedlichen Erfahrungen. Diese Haltung prägt mein Bewusstsein und schärft meinen Blick für’s Wesentliche.

Auf diese Weise haben sich im Laufe der Zeit nicht nur meine Fragen an das Leben an sich, sondern auch meine Haltung zu möglichen Antworten und ihren Vertretern verändert. Und dies nimmt selbstverständlich Einfluss auf meine Überzeugungen, spiegelt sich in meinen Entscheidungen und verändert meine „Bestimmung“.

Ikigai oder die Suche nach dem Sinn des Lebens

Eine interessante und uralte Methode, sich einer Antwort auf die Frage nach dem Sinn oder Wert des Lebens zu nähern, stammt aus Japan: „Ikigai“. Judith empfiehlt diese in ihrer Challenge #BlogYourPurpose und es lohnt sich in der Tat von Zeit zu Zeit alte Antworten mit neuen Erkenntnissen abzugleichen und feiner zu justieren oder zu verändern.

  1. Was liebe ich zu tun? => LERNENich liebe es, neue Themen zu ergründen, neue Facetten des Lebens kennen zu lernen und tauche gerne in Menschen und ihre Fragestellungen ein.
  2. Was kann ich gut? => ERKLÄRENich kann gut komplexe Themen strukturieren und in Einzelteile zerlegen und so darlegen, dass sie im Großen und Ganzen wieder ein Bild ergeben.
  3. Was braucht die Welt? => ORIENTIERUNGDie Welt braucht bessere Strukturen und einfache Antworten auf anspruchsvolle Fragestellungen. Sie braucht neugierige Köpfe, um neue, flexible und kreative Lösungen für komplexe Probleme zu finden, tatkräftiges Engagement, um ausgetretene Pfade zu verlassen. Und zu guter Letzt braucht sie Herzlichkeit und Empathie, um Erfahrungen erträglich zu gestalten.
  4. Womit kann ich Geld verdienen? => STEUERBERATUNGMit meiner Profession kann ich Geld verdienen, denn meine Antworten auf diese Fragen finden in diesem Beruf nicht nur ihre Entsprechung, sondern haben auch immer mehr die Eignung, meine Bestimmung auf den Punkt zu bringen.
  5. Worin bin ich richtig gut? => WIRTSCHAFT – ich bin ziemlich gut darin, die Lebenssachverhalte und wirtschaftlichen Zusammenhänge hinter Zahlen zu „sehen“ und hieraus die richtigen Schlüsse zu ziehen sowie gute Lösungen aufzuzeigen.

Im Blogbeitrag „Wie ich wurde was ich bin“ habe ich über mein WAS geschrieben, WIE ich mich dahin entwickelt habe und welchen Weg ich beschreiten möchte. Nun, ein Jahr später, kann ich diesen Beitrag um ein paar Punkte ergänzen, um mich meiner Bestimmung weiter anzunähern.

Neue Impulse durch Beschäftigung mit Nachhaltigkeit

Denn Anfang Mai fand die vorerst letzte Veranstaltung des Kurses „Sustainable Coaching“ statt, den ich zusammen mit 12 anderen sehr unterschiedlichen Personen belegt hatte. Die Anregungen vonseiten des engagierten Dozententeams, aber natürlich vor allem auch der Austausch in der Gruppe und nicht zuletzt die Beschäftigung mit den 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung der UN haben Spuren hinterlassen. Ich bin noch dabei, diese neuen Impulse zu ordnen und für mich zu adaptieren.

Drei Ziele aus dem Katalog der UN stechen für mich besonders heraus:

SGD 4: Hochwertige Bildung

Hochwertige Bildung ist für mich die beste Voraussetzung dafür, dass Dummheit ausstirbt und Menschen in die Lage versetzt werden, ihr Leben selbst zu bestimmen.

Hierfür braucht es nicht nur einen guten Grundstock, sondern auch inspirierende Vorbilder, damit Menschen die ihnen immanente Lernfreude und Neugierde bestmöglich für die eigene Entwicklung ausnutzen können und wollen.

Für mich besonders interessant sind die beiden Unterziele:

  • 4.3. Gleichberechtigter Zugang zu bezahlbarer, fachlicher, beruflicher und tertiärer Bildung
  • 4.4. Erhöhung der Anzahl von Personen mit relevanten Fähigkeiten für beruflichen Erfolg

Daher werde ich meine Expertise im Bereich Steuern, Wirtschaften & Unternehmensführung so aufbereiten und anbieten, dass möglichst viele Menschen von diesem Expertenwissen profitieren und in die Lage versetzt werden, steuerrechtliches und wirtschaftliches Wissen aufzubauen und für ihre finanzielle Unabhängigkeit einzusetzen.

SGD 5: Geschlechtergerechtigkeit

Geschlechtergerechtigkeit steht für mich nicht zur Diskussion. Da die Lebenswirklichkeit aber leider anders aussieht, lege ich mein Augenmerk insbesonders auf diese beiden Unterziele:

  • 5.4. Anerkennung unbezahlter Fürsorgearbeit und Förderung geteilter häuslicher Verantwortung geht einher mit 5.A. Gleiches Recht auf wirtschaftliche Ressourcen, Eigentum und Finanzdienstleistungen.
  • 5.5. Sicherstellung vollständiger Teilhabe an Führungspositionen und Entscheidungsprozessen geht einher mit 5.B. Förderung der Selbstbestimmung von Frauen durch Technologie.

Durch geeignete Lern- und Beratungsangebote möchte ich dafür zu sorgen, dass gerade Mädchen und Frauen besser verstehen, wie sie ihre finanziellen und wirtschaftlichen Angelegenheiten besser und unabhängig von anderen regeln und ihre Potentiale besser ausschöpfen können.

SGD 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum sollte ebenfalls für alle selbstverständlich sein. Für mich sind folgende Unterziele besonders bedeutsam:

  • 8.1. Nachhaltiges Wirtschaftswachstum
  • 8.2. Diversifizierung, Modernisierung und Innovation für wirtschaftliche Produktivität
  • 8.5. Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit mit gleicher Bezahlung

Da ich schon seit langem von den Ideen begeistert bin, die sich mit dem Begriff NEW WORK bündeln lassen, besteht mein Anspruch darin, im eigenen Unternehmen diese Ideen umzusetzen und andere Unternehmer dabei zu unterstützen, gemeinsam mit ihren Mitarbeitern zukunftsfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln, die dem Konzept von NEW WORK entsprechen und einen wertvollen Beitrag in der gesamten Wertschöpfungskette der eigenen Industrie und damit in der Gesellschaft zu leisten in der Lage sind.

Die Suche nach der richtigen Positionierung führt mich zur eigenen Bestimmung

Mit meiner „richtigen“ Positionierung beschäftige ich mich schon eine ganze Weile. Mit der Zeit hat die Kritik am eigenen Berufsstand die eigene Verantwortlichkeit gegenüber den Mandanten deutlich gemacht und den Anspruch an die eigene Profession Steuerberatung verändert. Auf diese Weise hat sich in mir ein vom Standard abweichendes Rollenverständnis geformt, das den Wünschen und Vorstellungen meiner Lieblingskunden immer ähnlicher wird.

Diese etwas andere Positionierung weg von der klassischen hin zur digitalen Steuerberatung ist hingegen nicht gleich zu setzen mit Bestimmung und schon gar nicht mit dem eigenen „Purpose„. Dazu braucht’s ein wenig mehr ….

Die Beschäftigung mit dem „Megatrend Digitalisierung“ (2017) hat mich zu Vera F. Birkenbihl, New Work und dem staatlichen Bauhaus (2019) geführt, danach habe ich mich mit Zeitmanagement und EDV befasst. Durch den Besuch verschiedener Kurse, z.B. „Train the Trainer“ (2022), „Nachhaltigkeit“ (2023) oder auch zu verschiedenen „EDV- und Marketing-Themen“, habe ich immer wieder neue Denkanstöße erhalten und andere Methoden und Instrumente kennengelernt, die dazu beitragen, mich neu auszurichten und meiner Tätigkeit als Steuerberaterin eine andere Richtung zu geben. Das war nicht selbstverständlich!

Rechnungswesen als Bestimmung?!

Mit 19 war ich von meinem Ausbilder gefragt worden, ob ich nicht Interesse hätte, meinen beruflichen Weg im betrieblichen Rechnungswesen fortzusetzen, ich hätte doch ein so gutes Verständnis für alle betrieblichen Zusammenhänge und die dahinterstehenden geschäftlichen Vorgänge.

Damals erschien mir seine Frage absurd: Ausgerechnet ich sollte mein Leben mit Verwaltung und dann auch noch in der Buchhaltung verbringen? Buchführung war für mich so spannend wie die Mode von gestern und bis heute kann ich nicht „rechnen“.

Zahlen sind nützlich, allgemein verständlich und die meisten Menschen lassen sich mit Zahlen und Statistiken überzeugen und führen. Aber mir „sagen“ Zahlen ohne die zugehörigen und mit Worten beschreibbaren Lebenssachverhalte, also Inhalte, bis heute nichts.

Allerdings bin ich ziemlich gut darin, diese hinter den Zahlen zu „sehen“ und hieraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Sämtliche Lebenssachverhalte und nahezu alle betrieblichen Abläufe und Zusammenhänge sowie die zugehörigen Vertragsgestaltungen finden ihren Niederschlag in der Rechnungslegung, die in der Regel aus einem Zahlenwerk und den sie erläuternden Ausführungen besteht.

Und damit hatte die Annahme meines damaligen Ausbilders, ich würde mich im betrieblichen Rechnungswesen „ganz gut machen“, durchaus seine – für mich erst heute realisierbare – Berechtigung.

Zahlen als Messlatte für Erfolg und Misserfolg.

Denn heute weiß ich natürlich, dass ein aussagefähiges Rechnungswesen einen immens hohen Anteil an dem Erfolg – und Misserfolg – eines Unternehmens und die geistige und körperliche Gesundheit eines Menschen hat.

Eine solide, an den Fragen und Bedürfnissen der im und am Unternehmen tätigen Menschen orientierte WIRTSCHAFTSBERATUNG, gepaart mit verantwortungsbewusster und visionärer STEUERBERATUNG ergibt eine nicht nur relevante, sondern auch sehr erfüllende Profession und Bestimmung.

Heute, nach mehr als 40 Jahren Berufserfahrung und einer sehr hohen Anzahl wegweisender Krisenberatungen weiß ich, wie wertvoll diese Profession ist. Meine Abneigung gegen Zahlen habe ich zwar bis heute nicht überwunden und das wird sich wohl auch nicht mehr ändern.

Aber ich weiß, wie wertvoll ein digitales Rechnungswesen für jede Art und Größe eines Unternehmens ist und dass ich als Steuerberater einen wichtigen Beitrag dazu leisten kann, diese Erkenntnis in die gelebte Praxis der Mandanten umzusetzen.

Späte Versöhnung mit dem Offensichtlichen …

Mein Wissen, meine Neigung und meine Erfahrung werde ich also mehr und mehr und in einem anderen Bewusstsein als früher dazu einsetzen, dass Unternehmer stolz darauf sind, „Steuern zahlen zu müssen“. Sie werden erkennen, wie wichtig es ist, Steuern in ihrer Preiskalkulation als feste Größe mit einzubeziehen und insgesamt ihre Zahlen -„in den Griff zu bekommen“. Sie sollen nicht nur, aber auch dank ihrer „ordnungsmäßigen“ Buchhaltung in der Lage sein,

  • Ihr Unternehmen werte- und zahlenbasiert zu führen,
  • den Wert ihres Unternehmens nachhaltig zu entwickeln und
  • im Einklang mit den eigenen persönlichen Zielen zu leben.

STEUERBERATUNG mit Verstand, Herz und Hand.

Anne Langheiter sei Dank, diese Zusammenhänge in Ihrem Buch „Trainingsdesign“ so wunderbar klar und einleuchtend herausgearbeitet zu haben. Und Dir, Santos, habe Dank, durch die Begegnung und Auseinandersetzung mit Dir dieser Klarheit so schmerzlich bewusst zu sein.

Bild: Ellen Blischke

Wie kann der Tod eines Menschen dazu führen, seine eigene Bestimmung zu erkennen?

Als ich für die Blogchallenge zu dem Begriff „Bestimmung“ recherchierte, brachte mich ChatGPT auf einen interessanten Zusammenhang: Bestimmung – Tod – Vermächtnis.

Besonders interessant, dass 10 Tage nach dem frühen Tod eines Menschen, mit dem ich so viele Sinnfragen unlängst diskutiert hatte, diese erneut – durch’s Bloggen – so present in den Raum gestellt zu bekommen. Zufall?

ChatGPT führt aus: „Der Tod eines Menschen kann oft dazu führen, dass wir über das Leben und unsere eigene Existenz nachdenken. In solchen Momenten der Trauer und des Verlusts werden wir mit der Vergänglichkeit des Lebens konfrontiert und beginnen oft, unsere eigenen Prioritäten und Ziele zu überdenken. In dieser emotionalen Zeit kann es passieren, dass wir uns intensiver mit der Frage nach unserer eigenen Bestimmung auseinandersetzen.“ Wie wahr.

Denn es ist richtig, dass ich mir gerade viele Gedanken darüber mache, was wirklich wichtig ist und was ich im Leben erleben und erreichen möchten. Mir ist wieder einmal mehr bewusst geworden, wie kostbar das Leben ist und wieviel unnütze Zeit ich mit Unwichtigem und dem Aufschieben wirklich wichtiger Projekte verschwende. Mit neuem Schwung sollte ich nun also berufliche und persönliche Veränderungen in Angriff nehmen!

Bild: Monika Wyrobisch, Rheinufer Düsseldorf-Heerdt mit Blick zum Medienhafen (24.05.2023)

Welche Art von Vermächtnis kann ein Mensch hinterlassen? 

Wenn ein Mensch stirbt, bleibt oft ein Vermächtnis oder eine offene Frage zurück. Welchen Einfluss möchte ich auf andere haben und welches Erbe will ich hinterlassen?

In jedem Fall will ich Menschen zum Nachdenken und Loslassen alter Denkmuster anregen. Ich möchte sie mit meinen Ideen inspirieren und ermutigen, neue und vor allem eigene Wege zu gehen und ihr Potential zu entfalten.

„WIE“ mir das gelingt, wird sich finden. Eine konkrete Idee hierzu wächst und gedeiht schon seit geraumer Zeit und wird sich ihren Weg durch mein ICH in die Umsetzung suchen.

Welchen Einfluss hat der Zufall auf die eigene Purposebestimmung?

Auch hier ergibt sich ein interessanter und auf der Hand liegender Zusammenhang: Durch unvorhergesehene Ereignisse und Gelegenheiten in unserem Leben, hat der Zufall einen großen Einfluss auf unsere Richtung und unser Schicksal und damit auf unsere Bestimmung.

Auch dem kann ich nur zustimmen und habe mich mein ganzes Leben hiervon leiten lassen. Immer wieder haben sich Türen geschlossen und neue geöffnet und wie passend hierzu ist der Song Herbert Grönemeyers „Bleibt alles anders“. Es bleibt spannend. Leben ist Veränderung.

Wenn dir das hier gefallen hat, lies doch hier einmal weiter:

7 gute Gründe, warum ich meine Arbeit als Steuerberaterin liebe – MW Steuer- und Wirtschaftsberatung (mwsteuerberatung.de)

Meine 13 besten Gründe für WERTvolle SteuerBeratung – MW Steuer- und Wirtschaftsberatung (mwsteuerberatung.de)

Thees Uhlmann: „Sophia, der Tod und ich„, 2015/2017, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln