Weltfrauentag und Ziel 5 der UN für mehr Nachhaltigkeit

Gender Equality - Geschlechtergleichheit

Weltfrauentag und Ziele 5 der UN für mehr Nachhaltigkeit

In dieser Woche bin ich wieder einmal über diese Frage gestolpert. Klar, am 8. März feiert man den Weltfrauentag und ehrt damit die Frauen oder zumindest tut man so, als täte man es.

Je mehr ich in diese Themen einsteige, desto weniger Verständnis habe ich dafür, dass im Jahr 2023!!! dafür immer noch gestritten werden muss. Gleicher Meinung war Alice Schwarzer offenbar in ihrem Beitrag aus dem Jahr 2021: Frauentag: Der 8. März – ein Witz! | EMMA. Es macht wütend und traurig.

Und doch: Es ist und bleibt auch im Jahr 2023 wichtig und richtig, für „Egalité“ im Sinne der Französischen Revolution einzutreten und ein besonderes Augenmerk auf Ziel 5 der 17 Ziele der UN für mehr Nachhaltigkeit zu legen: Gleichheit der Geschlechter (#genderequality)!

Nutzen wir JEDEN Tag, um auf Gleichberechtigung und Frauenrechte aufmerksam zu machen? 

Viele Artikel, die gelesen habe, gehen auf jüngste Veröffentlichungen der Vereinten Nationen im „The Sustainable Development Goals Report 2022 zurück„. Diese hat untersucht, wie stark der Einfluss der Corona-Pandemie auf die Entwicklung der Weltwirtschaft und die Lebensbedingungen der Menschen war bzw. ist.

Der Vergleich zwischen 2019 und 2020 für ausgewählte der 17 Zielen für mehr Nachhaltigkeit zeigt einen signifikanten Rückschritt bei der Zielerreichung. Der Blick auf die Infografiken macht schnell den Zusammenhang zwischen den Zielen deutlich und warum es so wichtig ist, für die in meinen Augen relevantesten 6 Ziele einzutreten:

Gute Bildung, gleiche Rechte und soziale, wirtschaftliche und politische Teilhabe von Frauen

Gute Schulbildung, gleiche Rechte und soziale, wirtschaftliche und politische Teilhabe von Frauen werden dazu beitragen, auch die übrigen Ziele besser zu erreichen: United Nations: Gender equality and women’s empowerment.

Thema des 8. März 2023 (IWD 2023): DigitALL: Innovation und Technology für Gleichheit der Geschlechter!

The theme for International Women’s Day, 8 March 2023 (IWD 2023) is, “DigitALL: Innovation and technology for gender equality”. This theme is aligned with the priority theme for the upcoming 67th Session of the Commission on the Status of Women (CSW-67), “Innovation and technological change, and education in the digital age for achieving gender equality and the empowerment of all women and girls”.  

International Women’s Day 2023: “DigitALL: Innovation and technology for gender equality” | UN Women – Headquarters

Bild: Gerd Altmann auf pixabay

Weltfrauentag und 6 Gründe, wieso dieser Tag für die Gleichheit der Geschlechter so wichtig ist

In diesem Artikel erfährst du mehr über den Weltfrauentag: 6 Gründe, wieso dieser Tag so wichtig ist [1]:

Grund 1: Frauenrechte sind Menschenrechte

Jeder Mensch sollte die gleichen Rechte haben und dazu gehören auch Frauen. Bereits 1993 wurde auf der Menschenrechtsweltkonferenz festgelegt, dass die volle und gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am politischen, bürgerlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben, auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene, und die Beseitigung aller Formen der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts vorrangige Ziele der internationalen Gemeinschaft sind. Es wurde zwar schon Einiges erreicht, aber es gibt trotzdem noch viel zu tun!  

Grund 2: Gender Pay Gap

Ziemlich ungerecht: Der Gender Pay Gap beschreibt die Differenz zwischen dem Arbeitslohn von Männern und Frauen. Frauen verdienten 2020 für dieselbe Arbeit laut Statistischem Bundesamt immer noch 18 Prozent weniger als Männer. Damit ist Deutschland in der EU eines der Schlusslichter. Eine Aktionen, die sich für gleichen Lohn einsetzt ist zum Beispiel der Equal Pay Day, der 2023 am 7. März begangen wird.

Grund 3: Veraltete Rollenbilder nachteilig für Frauen

Die Mutter bleibt zu Hause beim Kind, der Vater bringt das Geld nach Hause: Immer noch wird dieses Modell in vielen Familien als „normal“ angesehen und gelebt. In dieser Konstellation haben Frauen langfristig das Nachsehen: Nach einem längeren Ausstieg ist die Rückkehr in den alten Beruf meist schwierig, außerdem arbeiten Frauen mit Kindern sehr viel häufiger als Männer in Teilzeit und verdienen insgesamt weniger Geld.

Grund 4: Internationale Frauenrechte

Weltweit sind insbesondere Frauen Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution, werden zwangsverheiratet oder erhalten keinen Zugang zu Bildung. In Afghanistan wurden die Rechte von Frauen und Mädchen seit der Machtübernahme der Taliban massiv eingeschränkt. Am Weltfrauentag kämpfen wir für die Rechte aller Frauen weltweit, für deren Sicherheit und Selbstbestimmung.

Grund 5: Frauen sind von Altersarmut bedroht

Abhängigkeit oder Armut: Durch einen längeren Ausstieg aus dem Job sind Frauen viel öfter von Altersarmut bedroht als Männer – oder finanziell abhängig vom Ehemann. Auch das Steuerrecht begünstigt die Eigenständigkeit von Frauen nicht gerade: Ist man verheiratet, dann beschert einem das Ehegattensplitting erhebliche Vorteile bei der Besteuerung des Gehalts. Alleinerziehende haben das Nachsehen und müssen oft mehr Steuern zahlen. 

Grund 6: Kaum Bewegung in den Chefetagen 

Zwar bekunden die meisten deutschen Unternehmen offiziell, dass sie sich mehr Diversität und mehr Frauen in den obersten Führungsebenen wünschen. Passiert ist aber wenig. Zuletzt kam der Wandel nur in Mini-Schritten voran, wie der Gender Diversity Index 2022 der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) dokumentiert. BCG analysiert dafür jährlich die größten 100 deutschen Unternehmen, die in den Indizes DAX, M-DAX und S-DAX gelistet sind. Das Ergebnis: Der Frauenanteil in den deutschen Vorstandsetagen liegt derzeit nur bei 15 Prozent. Das ist eine kleine Verbesserung von zwei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Im europäischen Vergleich steht Deutschland mit dieser Frauenquote auf dem 24. Platz


[1] zitiert aus www.emotion.de/gesellschaft/weltfrauentag, gelesen am 08. März 2023, weil dem kaum mehr hinzufügen ist.


99 Highligts der Frauenbewegung

Interessant ist der Blick auf (fast) 99 Highlights der Frauenbewegung. Die Liste der Ereignisse macht deutlich, wie wenig selbstverständlich vieles ist, was ich und viele andere Frauen meiner Generation heute als völlig „normal“ erachten.

Kurze Haare tragen, ein eigenes Bankkonto eröffnen, den Nachnamen behalten, am Arbeitsplatz gleich behandelt werden: Wir haben schon viel geschafft, aber es ist auch noch viel zu tun! Seit 112 Jahren feiern wir den Weltfrauentag. Wir haben (fast) 99 historische Ereignisse von Politik bis Popkultur gesammelt, die Frauen seither bewegt haben. Schaut euch unsere Highlights an [2]. 

  • 1921 ist das Jahr, seit dem der Weltfrauentag am 8. März gefeiert wird.
  • Short hair, don’t care: Kurze Haare sorgen in den 20ern für Freiheit auf Frauenköpfen
  • Lichtblick der 30er Marlene Dietrich macht Hosenanzüge salonfähig.
  • 1946 Bauch frei! In Frankreich wird der Bikini erfunden.
  • 1958 Das Gleichberechtigungsgesetz tritt in Kraft, ohne echte Verbesserungen im Alltag. Ausnahme: Frauen dürfen ohne Genehmigung ihres Mannes Auto fahren.
  • 1962 Frauen dürfen ein eigenes Bankkonto eröffnen.
  • 1960er Mit dem Minirock beginnt eine neue Ära. Alice Schwarzer wird bei uns zur Symbolfigur des Feminismus. In den USA verbrennen Aktivistinnen ihre BHs.
  • 1971 374 Frauen – darunter Romy Schneider und Senta Berger – bekennen im Magazin Stern: „Wir haben abgetrieben!“
  • 1974/75 Frauenzentren, Frauenbuchläden und Frauenkneipen werden eröffnet. Ab den 80ern werden „Frauenthemen“ auch von „normalen“ Buchhandlungen und Verlagen entdeckt.
  • 1976 In Berlin öffnet das erste „Haus für geschlagene Frauen“.
  • 1976 Männer dürfen den Nachnamen ihrer Frau annehmen.
  • 1977 Das Eherecht schafft die „Hausfrauenehe“ ab. Bis dato war die Frau „zur Haushaltsführung verpflichtet“. Berufstätig durfte sie nur mit Einverständnis des Mannes sein und wenn sie ihre „familiären Verpflichtungen nicht vernachlässigt“. Auch das Scheidungsrecht wird reformiert. In diesem Jahr spricht der Deutsche Presserat erstmals eine Rüge wegen Sexismus aus.
  • 1978 Für Vergewaltigungsopfer wird ein Notruf eingerichtet.
  • 1970er Feministische Lehre und Forschung kommt an die Unis.
  • 1980 Das Gesetz zur Gleichbehandlung am Arbeitsplatz wird im Bundestag verabschiedet.
  • 1985 Der Begriff Gender-Mainstreaming fällt zum ersten Mal: Ungleichbehandlung aller Gender in allen Bereichen soll verhindert werden.
  • 1986 Das erste Bundesfrauenministerium wird eingerichtet.
  • Zeigt her eure Unterwäsche! Madonnas Cone Bra wurde 1990 legendär
  • 1993 Heide Simonis wird die erste Ministerpräsidentin.
  • 1994 Frau und Mann dürfen nach der Heirat beide ihre Nachnamen behalten.
  • 1997 Endlich ist Vergewaltigung in der Ehe als Straftat zu ahnden. Der Bundestag beschließt dies mit überwältigender Mehrheit.
  • 1998 „Sex and the City“ läuft in den USA an: Weibliche Sexualität wird serientauglich.
  • 2001 Der erste Girls’ Day findet bei uns statt! Die Zeitschrift „Emma“ hatte den Töchter-Tag gegen die „typischen Frauenberufe“ lange gefordert.
  • 2001 In Deutschland wird die „eingetragene Partnerschaft“ Gesetz und die Rechte homosexueller Paare werden gestärkt.
  • 2003 Die Sicherheitsverwahrung von Sexualstraftätern kann nachträglich angeordnet werden.
  • 2005: Angela Merkel wird die erste Bundeskanzlerin
  • 2006 Der Bundestag beschließt das Elterngeld.
  • 2006 Die Bibel in „geschlechtergerechter Sprache“ erscheint.
  • 2010 Die Deutsche Telekom führt die Frauenquote ein und entfacht damit die Diskussion um Frauen in Führungspositionen neu.
  • 2013 #aufschrei-Debatte über Alltagssexismus.
  • 2016 In DAX-Unternehmen gilt nun eine Frauenquote von 30 Prozent.
  • 2016 wird das Sexualstrafrecht reformiert: Nein heißt Nein! Auch wenn Frauen es „nur“ sagen
  • 2017 Weltweit gehen beim Women’s March am Tag nach Trumps Amtseinführung Hunderttausende auf die Straße.
  • Die Bräute dürfen sich jetzt küssen! Seit 2017 dürfen homosexuelle Paare bei uns endlich heiraten.
  • 2017 Zahlreiche Frauen beschuldigen den Filmproduzenten Harvey Weinstein der sexuellen Belästigung und Vergewaltigung. #MeToo und die Time’s-Up-Bewegung bringen das Thema sexualisierte Gewalt zurück auf die Tagesordnung.
  • 2018 Island setzt sich als erstes Land zum Ziel, bis 2022 den Gender Pay Gap vollständig zu schließen.
  • 2019 Diskussion um den Frauenanteil in unserem Bundestag.
  • 2020 Menstruationsartikel gelten nicht mehr als Luxus, die Mehrwertsteuer darauf sinkt. 

[2] zitiert aus www.emotion.de/gesellschaft/weltfrauentag, gelesen am 08. März 2023, dieser Liste wären etliche Meilensteine hinzuzufügen.


1958! Gleichberechtigungsgesetz in Deutschland

Denn man darf nicht vergessen: Am 1. Juli 1958 erst trat das „Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts“ in Kraft. Eine wichtige Wegmarke – doch bis heute werden Frauen benachteiligt.

1977! Frauen erhalten das Recht, einer selbstbestimmten Erwerbstätigkeit nachzugehen

Es sollte aber noch bis 1977!!!! (da war ich 12 Jahre alt …) dauern, bis Frauen in Deutschland zugestanden wurde, selbstbestimmt einer Erwerbstätigkeit nachzugehen [§ 1356 BGB].

1980! Gesetz über die Gleichbehandlung von Frauen im Arbeitsleben

Und erst am 25. Juni 1980 wurde das „Gesetz über die Gleichbehandlung von Männern und Frauen am Arbeitsplatz“ vom Bundestag verabschiedet. Doch das Gesetz war lediglich ein Appell an das Wohlverhalten der Arbeitgeber. Konkrete Verbote enthielt es nicht: Vor 40 Jahren im Bundestag – Gleichbehandlung von Frauen im Arbeitsleben wird Gesetz | deutschlandfunk.de

Hommage an die Frauen, die sich auf den Weg gemacht haben!

Die Hommage an14 Feministinnen im Kampf für Gleichberechtigung: Diese 14 Feministinnen solltest du kennen | www.emotion.de ist daher mehr als berechtigt.

Sehr interessant auch das ZeitZeichen zum 9. Januar 1908 – Simone de Beauvoir wird in Paris geboren, in dem an eine kluge und lebenslustige Frau erinnert wird, deren Gedanken und Recherchen auch für nachgeborene Generationen Bedeutung haben:

ZeitZeichen auf WDR 5 und WDR 3 erinnert am 09. Januar 1908 an Simone de Beauvoir

Weitere Leseempfehlungen

Hier habe ich dir weitere Beiträge ausgewählt, die ich für lesens- bzw. hörenswert halte:

8. März: Internationaler Frauentag | Hintergrund aktuell | bpb.de (2018)

8. März: Weltfrauentag | Hintergrund aktuell | bpb.de (2021)

Afghanistan | Kriege und Konflikte | bpb.de (2022)

Weltfrauentag: Weltweit fünf Femizide pro Stunde (faz.net) (2023)

SDG 5 – Gleichstellung der Geschlechter – Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen (sue-nrw.de) (2023)

Deutsche Geschichte: Frauenbewegung – Deutsche Geschichte – Geschichte – Planet Wissen (planet-wissen.de)

Gender Trouble – Warum Geschlechterforschung so umstritten ist (deutschlandfunk.de)

Warum Frauen bloggen müssen. Und was Content-Ängst mit dem Patriarchat zu tun hat. (sympatexter.com)